Außerirdisch

Mrz 21, 2021 | Rezensionen

Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten

Sachbuch Avi Loeb (DVA 2021)

Rezension vom 21.3.2021

Avi Loeb von der Universität Harvard hat eine fixe Idee, mit der er in der Fachwelt seit 2018 aneckt. Er ist überzeugt, beim interstellaren Objekt ´Oumouamoua, das 2017 unser Sonnensystem durchquerte, handelte es sich um ein Relikt außerirdische Hochtechnologie: Um ein Alien-Raumschiff oder eine Erkundungsboje einer hochentwickelten Zivilisation.

Schlüssige Beweise für seine gewagte These bleibt der Astrophysiker in seinem Buch „Außerirdisch: Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten“ schuldig. Doch sein Plädoyer, Denkblockaden abzulegen und künftig viel systematischer nach Spuren von außerirdischem Leben im All zu suchen, wirkt so überzeugend, dass die Lektüre dennoch lohnt.

Die zwei wichtigsten Indizien, die Avi Loeb ins Feld führt: Erstens, die bizarre Geometrie des rätselhaften Objektes – es hatte wohl die Form einer Zigarre oder Scheibe. Zweitens, seine Flugbahn – die ohne einen Antriebsmechanismus kaum denkbar ist. Kritiker halten dagegen, es gibt für all das auch andere Erklärungen, die ohne Rückgriff auf Alien-Technologie auskommen. Und weil irdische Teleskope den interstellaren Besucher nur wenige Tage verfolgen konnten, werden wir die Wahrheit über `Oumuamua wohl nie erfahren.

Wenn Avi Loeb kein renommierter Forscher wäre, müsste man ihm im Licht der dünnen Fakten wohl unterstellen: Der will ins Rampenlicht und haut deshalb so eine steile These raus.

Aber diese Art von Ruhm hat der gar nicht nötig. Wahrscheinlicher ist deshalb, dass ihn Missstände wie das Gruppendenken in der Wissenschaftlergemeinde, die er anprangert, tatsächlich umtreiben. Und sie zu benennen ist verdienstvoll und sein Plädoyer, die Fakten möglichst unvoreingenommen zu betrachten und die Astroarchäologie als neuen Wissenschaftszweig zu etablieren, verdient es gehört und gelesen zu werden.

Außerirdisch
Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten
Sachbuch von Avi Loeb, übersetzt von Jürgen Schröder
DVA, 264 Seiten, 22.00 Euro