(*gekürzt)
Sachbuch von Hannah Fry & Adam Rutherford
Als absoluter Fan von Bill Bryson, dessen Sachbuch „Eine kurze Geschichte von fast allem“ ich vor 20 Jahren besprochen haben, wurde ich hellhörig, als ein Buch auf meinem Schreibtisch landete, über das Bill Bryson laut Text auf dem Cover urteilt: „Ein unglaublich fesselnder Mix aus Witz, Begeisterung, Klarheit und Wissen.“
Von so einem Urteil des Meisters des klaren und witzigen Erzählens, kann man als Autor nur träumen. Im konkreten Fall ist es ein britisches Autorenduo, das sich ziemlich gefreut haben dürfte: Hannah Fry und Adam Rutherford, im UK beide populäre Wissensvermittler und u.a. regelmäßig zu hören in einem Wissens-Podcast der BBC.
Das Buch, das beide geschrieben haben, hat den Titel: „Der ultimative Guide zu absolut allem.“ Das ist einerseits maßlos übertrieben, denn um absolut alles zu beschreiben, ist das Buch viel zu dünn. Andererseits bekommt man bei der Lektüre Einblicke in so viele unterschiedliche Wissensgebiete, dass das Buch wirklich einen Rundumschlag an Erkenntnis liefert und man viel darüber lernt, wie Wissenschaft funktioniert, wie Forscher Wissen über die Welt erlangen, wo dieses Wissen an Grenzen stößt und warum es dennoch extrem nützlich ist, um Lügen, Legenden und Halbwahrheiten zu entzaubern.
„Ein Rundumschlag an Erkenntnis“
Zum Beispiel die biblische Mär von der Arche, mit der Noah angeblich ein Paar jeder Tierart vor der Sintflut gerettet haben soll. Nach allem, was wir heute wissen, war die Arche viel zu klein, um alle Tiere zu retten. Noah wäre nach wenigen Tagen knietief im Kot seiner Mitreisenden gewatet. Außerdem hätten zwei Exemplare jeder Art mangels genetischer Varianz niemals gereicht, um das Überleben zu sichern.
Auch Kreationisten und christliche Fundamentalisten, die glauben, Gott hätte die Erde vor 6000 Jahren geschaffen, bekommen ordentlich ihr Fett weg, weil Gesteinsdatierungen und Fossilienfunde zweifelsfrei belegen, dass die Erde vor 4,5 Milliarden Jahren entstanden ist.
„Faszinierende und wunderbar unterhaltsame Geschichten“
Hannah Fry & Adam Rutherford erzählen in diesem Buch faszinierende und wunderbar unterhaltsame Geschichten über die Vermessung der Welt, die Natur der Zeit, die Grenzen des freien Willens, die Physiognomie von Aliens. Und über die universelle Dauer zum Entleeren der Blase. Diese Pinkeldauer ist – unabhängig von Größe – erstaunlich ähnlich und beträgt 21 Sekunden, egal ob Maus oder Elefant.
Vieles von dem was die Autoren beschreiben, sollte man wissen. Vieles davon muss man aber auch nicht wissen. Aber man will es wissen, weil es so wunderbar abseitige und schräge Details sind. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass Wale mit Haaren zur Welt kommen, Christoph Kolumbus ein richtig fieser Zeitgenosse war und sich unser Körper in absoluter Abgeschiedenheit von allem, auf einen 48-Stunden-Rhythmus einstellen würde.
Dieses Buch ist wirklich ein sehr gelungener Cocktail aus witzigen Geschichten, hintergründigen Einsichten und klugen Gedanken über das Wesen der Wissenschaft.